Vom Yoga der dunklen Erotik: Alle Beiträge in diesem Blog handeln von einvernehmlichem SM: physische und psychische Praktiken, die zur beiderseitigen Lust im erotischen Kontext inszeniert und erlebt werden.

Standardprogramm

High Heels, Halterlose, Halsband – Sub sitzt mit leicht gespreizten Schenkeln auf den Fersen, die Handflächen nach oben zeigend oder die Arme hinter dem Nacken verschränkt. Dom trägt Lederhose, was denn sonst. Subs Hintern in Großaufnahme, leicht gerötet oder auch mit Striemen. Die Bilder daneben zeigen geklammerte Nippel, Wachs auf rasierter Möse, Dom mit Peitsche, Gerte, Rohrstock vor gefesselter Sub. Dann Sub auf allen Vieren, die Gerte quer im Mund. Wenn männlich, auch mal Stiefel küssend. Und gerne Arschplug, bei weiblicher Sub Klammern an den Schamlippen, evtl. Gewichte. Kleine Vakuumpumpe an geschwollenem Nippel. Beringte Mösen, gefesselte Schwänze, männliche Subs auch mal mit Keuschheitsgerät. Und immer wieder rote Ärsche, High Heels, Halterlose, Halsband.
Jaaaa, wir leben SM, die „ganz besondere“ Erotik!

Vom Erleben an der Grenze

„Im Yoga sagt man doch, man soll seinen Körper achtsam behandeln. Tue ich das, wenn ich meine masochistische Neigung auslebe? Es tut weh, wenn mir jemand Schmerz zufügt, aber ich mag es – mag aber mein Körper das auch?“

Die Frage, von einer Frau gestellt, die genau wie ich Yoga, aber auch SM praktiziert, hat mich im ersten Moment verblüfft. So „über den Kopf“ hatte ich nie versucht, einer Yoga-Moral zu folgen und mich also durch sie auch nicht in meinem Neigungserleben behindert gefühlt. Und doch trifft die Frage ins Schwarze, denn mit ihr steigt man mitten hinein in die Problematik der Grenzwanderungen, die viele SM-Freundinnen und Freunde gerne unternehmen. Weiterlesen →

BDSM als Yoga: Vom Ende der Machtlosigkeit

Yoga ist nicht nur Gymnastik, wie viele glauben, sondern eine Übungsmethode zur Erforschung der Frage „wer bin ich?“. Wer sich auf diese Praxis einlässt, lernt beobachtend den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Psyche kennen: Wie das Denken die Gefühle beeinflusst und umgekehrt, wie die Körperspannung und Haltung auf beides einwirkt, welchen Anteil die „Bewertungen im Kopf“ am Empfinden von Schmerzen haben, und vieles mehr.

Wer lange Yoga gemacht hat, kann gar nicht anders, als auch BDSM-Erlebnisse genau so zu betrachten: Einerseits bin ich die Person, die im Geschehen aufgeht, die agiert und reagiert, wie es die Gefühle gerade nahe legen – andrerseits bin ich immer auch die Beobachterin, die all das registriert, ohne es zu bewerten. Weiterlesen →

Geistige Fesseln: vom Standardprogramm im Kopf

Immer wieder staune ich darüber, wie behindernd das „Standard-Programm“ im Kopf doch sein kann – und das sogar wenn man von sich glaubt, es lange schon auf dem Müllhaufen der persönlichen BDSM-Geschichte entsorgt zu haben!

Was ich damit meine? Nun, das Konglomerat aus Regeln und Verhaltensweisen, aus Erwartungen und Pflichten, das in unzähligen Foren und Webseiten, in Büchern und Gesprächen tausendfach kolportiert wird: Dom sagt an, Sub gehorcht, Dom ist aktiv, Sub ist weitgehend passiv, agiert nur auf Befehl. Sub fordert nicht und kritisiert nicht, das könnte ja als „Topping from the Bottom“ ankommen und Dom zum bloßen „Wunscherfüller“ degradieren. Dom macht das Programm, Dom inszeniert die Session, von Dom gehen alle Aktivitäten aus, Sub verzehrt sich allenfalls in Sehnsucht und Verlangen, zeigt aber nie ihre Enttäuschung, wenn nicht geschieht, was sie sich ersehnt – schließlich soll doch ER voll und ganz Herr der Lage sein und nicht etwa von Sub in Bewegung versetzt werden.

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Die Lust am Schmerz braucht den kundigen Top

Damit Sub Lust an schmerzlichen Behandlungen erlebt, muss sie nicht „besonders maso“ sein. Klar gibt es diejenigen, die von vorne herein wissen, dass sie auf Schmerz stehen. Sie benötigen oft keinerlei „Unterwerfungskomponente“ im Miteinander mit dem Partner und in den Szenarios ihrer Sessions können Schläge durchaus „als Belohnung“ verabreicht werden.

Nach all den Jahren Foren mitlesen kann ich sagen: das ist eine kleine Minderheit in der BDSM-Szene, wie sie sich im Netz zeigt: Glückliche Masochisten, die kein Problem mit dem Schmerz haben, im Gegenteil! Die Mehrheit besteht jedoch eher aus „Menschen wie du und ich“, die Schmerzen erstmal fürchten, trotz der ambivalenten Lust des Verlangens, sie (z.B. als „Strafe“) heraus zu fordern. Oft lese ich sogar den Satz: „Schmerzen selber geben mir nichts, ich ziehe meine Lust aus der Unterwerfung und der Befriedigung des Tops, für den ich es voller Hingabe ertrage“. Weiterlesen →

Was begehrt das Begehren?

zaertlicher KussSex ist nicht Liebe – und Liebe ist nicht Sex. Es kann zwischen zwei Menschen Begehren sein, ohne dass sie sich lieben müssen. Das ist eine Frage der „Trigger“, der zufälligen Auslöserreize, die eben mal Funken schlagen. Ob das, was darauf folgt, zu einer Liebe führt, muss sich erst zeigen. Es hängt davon ab, wie die beiden auf anderen Ebenen zueinander passen – ob sie einander weitgehender „beantworten“ als nur im Bett.

Liebe begehrt nicht, sondern verströmt sich aus dem Überfluss. Liebe ist nicht das Gefühl der Verliebtheit, das mit einem neuen „Begehrten“ verbunden ist – das verschwindet nach der „Hoch-Zeit“, die unterschiedlich lange dauern kann. Weiterlesen →

Erlebnisebenen einer Session: der Körper

Dominanz ist die Kunst, Subs Erleben zu gestalten: psychisch, geistig und körperlich. Das ist eine hohe Anforderung, die dem Aktiven einiges abverlangt. Es reicht nicht, eine Reihe von „Praktiken“ am willigen Partner zu vollziehen, um ein erotisches Gipfelerlebnis zu kreieren – sonst würden Menschen mit einer masochistischen Ader ja schon beim Zahnarzt glücklich werden.

Manchmal träume ich davon, einen „Session-Baukasten“ zu schreiben, der „alles Mögliche“ umfasst: konkret genug, um zu inspirieren, aber auch abstrakt genug, um zu verstehen, was die einzelnen Aktionen bewirken, so dass man „aus dem Nichts“ bzw. aus eigenen Ideen eine stimmige Session komponieren kann. Leider ist dieses Vorhaben immer, wenn ich es genauer anschaue, noch ein paar Nummern zu groß für mich und meine beschränkte Schreibzeit. Also kann ich immer nur einzelne Aspekte besprechen, die mir gerade ins Auge fallen.

Heute also:

Der Körper – das Physische

Der Körper ist ein Abenteuerspielplatz: jeder Reiz wird gespürt und empfunden, erlitten oder genossen, doch keinesfalls immer auf die gleiche Art. Tagesform und Vorerfahrungen spielen eine Rolle, aber auch der „Kontext“, also die Bedeutung, die der jeweiligen „Behandlung“ von Seiten des Aktiven gegeben wird. Wird zum Beispiel etwas als „ganz schlimme Bestrafung“ angekündigt, wird es mit Sicherheit schmerzlicher gespürt als wenn Top es mit der Bemerkung einleitet: „jetzt kommt was richtig Schönes, ich bin gespannt, wie es dich berührt!“ Weiterlesen →

BDSM – Vom Spiel mit den Schattenseiten der Psyche

“Es war heftig”, sagte er und wirkte dabei ein wenig bedrückt. Ich wollte es jetzt genauer wissen: Was hatte ihm missfallen an der Session, die er gesehen hatte? “Das Spielerische und Liebevolle kam irgendwie gar nicht rüber!”. Mein Gegenüber, kein BDSMer, hatte die Berliner Xplore besucht, das dreitägige Spektakel zur “Kunst der Lust”, und war zum ersten Mal Zeuge einiger SM- und Bondage-Performances geworden, bei denen es offenbar richtig zur Sache ging: kein zärtlich-sanftes miteinander umgehen, kein “Rollenspiel” mit spürbar doppeltem Boden, kein Lächeln mehr in den Gesichtern, sondern echter Schmerz, echtes Leiden und die Lust an der Macht, es zuzufügen. Es hatte ihn berührt, ja verstört. SO hatte er sich die “sinnliche Magie” nicht vorgestellt, da nutzte es auch nichts, dass die Freiwilligkeit aller Inszenierungen im öffentlichen Raum der Veranstaltung außer Frage stand.

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SM und Endorphine

vom masochistischen „Fliegen“

KlammerorgieLange glaubte ich, zum Masochismus müsste man „veranlagt“ sein und beneidete die so Geborenen um ihre Fähigkeit, Schmerzen zu genießen. Selbst war ich nicht dazu im Stande. Wenn es weh tat, tat es weh und es gab nur die Möglichkeit, die Situation mittels „Lust an der Machtlosigkeit“ zu erotisieren.
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Warum Unterwerfung??

In diesem Beitrag spreche ich von Mann und Frau als Dom und Sub, da mir diese Konstellation am nächsten liegt und sich die geschilderte Beziehungsdynamik auch nur hier so darstellt. Männliche Subs (MaleSubs) werden sich jedoch ebenfalls in einigem wieder finden und mögen mir den Verzicht auf sperrige „mehrgeschlechtliche“ Formulierungen verzeihen!

Es gibt nicht wenige Menschen mit SM-Fantasien, die vor allem mit einem Aspekt der „dunklen Neigungen“ ein Problem haben: Dominanz und Unterwerfung. Wer im Netz die einschlägigen Seiten aufsucht, die Foren und Chats erkundet, sieht mit Staunen, dass es von Herren und Sklavinnen, „Doms“ und „Subs“ nur so wimmelt. Gestandene Frauen und Männer sehen sich als „Eigentum“ eines anderen Menschen; man liest von Gehorsam, Erziehung und Strafe, und mancher mag sich fragen, ob die alle noch ganz richtig ticken. Schließlich ist die Sklaverei lange abgeschafft, um die Gleichberechtigung der Frau wurden heftige und glücklicherweise erfolgreiche Kämpfe geführt. Die Überwindung des Feudalismus und die Einführung der bürgerlichen Rechte kostete unzählige Leben, doch zweifelt eigentlich niemand daran, dass die Eindämmung der willkürlichen Macht des Menschen über den Menschen eine Sache ist, für die kaum ein Preis zu hoch erscheint. Was also bewegt so viele dazu, sich im SM-Kontext anderen zu unterwerfen?
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