Vom Yoga der dunklen Erotik: Alle Beiträge in diesem Blog handeln von einvernehmlichem SM: physische und psychische Praktiken, die zur beiderseitigen Lust im erotischen Kontext inszeniert und erlebt werden.

Vom Kick der Demütigung im BDSM

*Wenn in einer SM-Community das Thema „Demütigung“ zur Debatte steht, scheiden sich die Geister: Einige lehnen sämtliche Praktiken, die „erniedrigend“ wirken könnten, für sich ab. Andere bestreiten deren demütigenden Charakter, denn es geschehe schließlich alles im Konsens. Viele geben aber auch zu, auf Demütigungen abzufahren und dadurch erregt zu werden, doch lese ich selten etwas darüber, warum dem eigentlich so ist.

In der Gesellschaft ist die Praxis, den Partner im erotischen Kontext zu demütigen, noch weit mehr tabuisiert als das Zufügen und Genießen körperlicher Schmerzen. Und doch spielen auch „Stinos“ mit Demütigung, z.B. im „Dirty Talk“, oder wenn sich die Frau mal ganz besonders „nuttig“ gibt, bzw. so behandelt wird („geile Schlampe!“). Weiterlesen →

Vom Spiel mit der Scham

Schamspiele sind im Rahmen von BDSM-Szenarien beliebte Praxis: Sub soll etwas tut, das ihr die Schamröte ins Gesicht treibt. Was das im einzelnen ist, ist von Person zu Person verschieden, doch gibt es ja recht allgemein verbreitete gesellschaftliche „Tabus“, die sich nutzen lassen. Spiele mit Entblößung, mit Sich-präsentieren-müssen, Dirty-Talk, ungewohnte geile Handlungen, die eine „anständiger Mensch“ gar nicht kennen darf, und vieles mehr.

Für mich geht es auf Sub-Seite bei Schamspielen vor allem um einen einzigen Punkt: eine innere Haltung finden, die das „automatische Schämen“ (dem man zunächst mal erziehungsbedingt ausgeliefert ist) aushebelt und Subs Willen unterstellt. Also: Sich beherrschen lernen – im Rahmen eines gewissen erotischen Wettkampfs, in dem Sub siegt, sobald sie über Doms Zumutung nur noch müde lächelt. Weiterlesen →

Tipps für Tops: Vom Durchbrechen der Routine

Es geht nicht nur BDSM-Paaren so: nach einiger Zeit hat man heraus gefunden, was beim Partner gut ankommt, welche Praktiken verlässlich Begeisterung auslösen, und auch, zu welchen Zeiten man seine erotischen Events veranstaltet und wann besser nicht.

Auch Paare, die ein Machtgefälle inszenieren, sind dagegen nicht gefeit, denn Dom ist ja doch bemüht, auch Sub auf ihre Kosten kommen zu lassen und neigt dazu – vor allem, wenn die Beziehung nicht mehr ganz frisch und entsprechend abenteuerlich ist – das Gefällige dem evtl. Stressigen vorzuziehen. Der rundum „böse“ Dom, der niemals Wünsche erfüllt und Sub ausschließlich zu „seiner Lust“ benutzt, ist eine Gestalt aus dem Kopfkino, jedoch nicht wirklich realitätstauglich! Zudem ist „seine Lust“ ja oft genug auch „ihre Lust“, sonst wären die beiden nicht länger als für ein paar Kennenlern-Sessions zusammen geblieben. Weiterlesen →

Fesseln mal anders: Bondage mit Stuhl

Stuhlbondage„Auf den Stuhl fesseln“ kann man das echt nicht nennen, was der mittlerweile nicht mehr nur Berlinern bekannte Bondage-Lehrer ProMeToys mit seinem Model Tweety Monroe hier angestellt hat! Als ich das Bild sah, war ich fasziniert – es sieht geradezu „klassisch“ aus, und doch bin ich auf dieses Motiv noch nirgends gestoßen. Ich fragte neugierig nach, wie das Bild entstanden ist.

ProMeToys: „Die Idee hatte ich schon lange im Kopf, doch fehlte bisher der richtige Stuhl – der muss nämlich sehr stabil und von der richtigen Form sein. Als ich den Stuhl im Peitschenhandel sah, hab‘ ich nur noch ein paar Monate auf den richtigen Moment gewartet. Gefesselte Menschen auf liegenden Stühlen hatte ich schon ein paar gesehen, allerdings kaum Bilder von „gekippten“ & gefesselten Menschen auf normal stehenden Stühlen.“

Clu: Wie fordernd ist denn die Stellung für die Gefesselte?? Lässt sich das gut aushalten?

ProMeToys: „Tweety schätzt diese Fesselung als recht bequem ein. Ich denke, solange der Knick im Bauch (d.h. an der Sitzkante) flach genug ist, sodass die Stuhlkante nicht in den Magen-Darmbereich drückt, und die Person sich am Boden auf den Schultern abstützen kann, ist die Fesselung wirklich bequem.“

Na, mal sehen, ob ich das mit einem meiner Stühle ausprobieren kann, bzw. ob mein Liebster Lust hat, mich mal in diese spannende Lage zu bringen!

Stuhlbondage Wer Lust auf kreative Fesselungen hat, findet auf Fesseltrieb.de Anschluss: ProMeToys ist Veranstalter des Fessel-Events „BeBop“, eine Veranstaltung, die regelmäßig in wechselnden Räumlichkeiten stattfindet. (Man lernt dabei auch manche Berliner SM-Location kennen, ohne sich gleich alleine oder als Paar ins Ungewisse stürzen zu müssen!). Daneben gibt’s auch richtige „Fesselstunden“ für lernbegierige Fessler, damit die Hände nicht einrosten oder neue Fesseltechniken gelernt werden können. Und hochwertige Seile zu günstigen Preisen muss man ebenfalls nicht lange suchen…

Dominanz und Unterwerfung als kreative Utopie

Dies ist ein Gast-Beitrag von Jördsón, einem Leser der „Schattenwelten“, dessen substanzielle Kommentare mich auf die Idee gebracht haben, ihn um eine Art Interview zu seinem Verständnis von »Dominanz und Unterwerfung« zu bitten. Heraus gekommen ist ein spannendes Selbstzeugnis über eine sehr individuelle Art, DS zu leben.

1. Wie alles begann

Clu: Wie hast du eigentlich deine „besondere Erotik“ entdeckt? Was war „anders“ in deinem Erleben, was hat dich auf die Idee gebracht, du könntest „anders“ sein? Und: Hast du es immer lustvoll oder auch mal leidvoll erlebt, „so zu sein“?

Jördsón: Meine bewusste BDSM-Neigung entwickelte sich recht früh: mit dem Einsetzen der Pubertät (so im Alter von 12 bis 14). Im Nachhinein stellte ich allerdings fest, dass es vor dieser Zeit bereits Ansätze gegeben hatte, die von mir aber gar nicht entsprechend wahrgenommen worden waren.

Sexuelles Empfinden jedoch habe ich von Anfang an mit Phantasien körperlicher Qual wie z.B. Drill bis zur Erschöpfung verbunden. In den ersten Jahren durchaus mit switchenden Gefühlen, nicht zuletzt, da ich mir meiner Empfindungen sehr unsicher war und sie „wegmachen“, bzw. mich selbst dafür bestrafen wollte. Zu sagen, es wäre „immer nur lustvoll“ gewesen, hieße also, die Tatsachen ziemlich auf den Kopf zu stellen. Zunächst war es für mich – und zwar über mehrere Jahre – eine ausschließlich unangenehme Erfahrung. Ich fühlte mich anders, seltsam, schuldig, hilflos gegenüber meinem Bedürfnis. Dies sollte sich erst mit Anfang 20 legen. Weiterlesen →

Am Ende der Reise?

Vielleicht wundern sich ein paar Leser/innen, warum hier schon länger kein neuer Artikel erschienen ist. Das liegt daran, dass sich etwas in mir verändert hat: BDSM ist nicht mehr problematisch, nicht mehr schillernd, faszinierend, ambivalente Gefühle erregend und intellektuelle Auseinandersetzung fordernd. Es fühlt sich an, als sei ich mit diesem Thema durch!

Gut fünf Jahre hab‘ ich geforscht, viel geschrieben, meine Erlebnisse reflektiert, die Wurzeln der Neigung erkundet und die jeweiligen Fantasien mit der Realität abgeglichen. Dabei änderte sich nach und nach mein Verlangen und das, was ich darüber denke. Der irrationale Kern der Neigung, dieses „Wünschen, was man eigentlich nicht wünscht“ erwies sich als schlichte Verknotung der Psyche, als alte, quasi noch immer juckende Narbe uralter Verwundungen, die im Zuge bewusst gelebter Praxis komplett geheilt ist. Gut so! Weiterlesen →

Dominanz und Unterwerfung: Vom Nutzen konsensueller Hierarchie

Wer sich als Neuling dem SM-Bereich nähert und in den einschlägigen Foren und Webseiten stöbert, findet diese Welt voller „Sklavinnen“, „Herren“,“Doms“ und „Subs“. Klare Rollenverteilungen beherrschen die Szene, zumindest auf den ersten Blick. Und es gibt eine Art „DS-Ideologie“ (DS = Dominanz/Submission), nämlich die Rede von der Macht des dominanten Parts über den Submissiven, von der alleinigen Herrschaft über das erotische oder auch das ganze Leben. Manche Subs bezeichnen sich als „Besitz“ bzw. „Eigentum“ ihres Herrn bzw. ihrer Herrin und werden nicht müde, die Freuden des Dienens und des Beherrscht-werdens in den höchsten und oft recht romantischen Tönen zu feiern. Weiterlesen →

Vom BDSM-Paradox als KOAN

Ja, es ist ver-rückt, Dinge zu wünschen, die man „eigentlich“ gar nicht will: die verstörenden Sehnsüchte nach dominant-sadistischen Zumutungen, die Selbstzweifel angesichts des Wunsches „solche Dinge zu tun“ kostet viele Einsteiger eine lange Zeit innerer Auseinandersetzung, bevor sie sich die „Lizenz zum Experimentieren“ erteilen. Dieser Artikel spürt den Irrungen und Wirrungen nach, die das BDSM-Paradox mit sich bringen kann.

Zum Einstieg sei kurz erinnert, wie die Frage nach dem „Wünschen des Unerwünschten“ außerhalb der BDSM-Szene gesehen wurde und wird:

Eine Frau, die lustvolle Vergewaltigungsfantasien hat, will nicht etwa tatsächlich vergewaltigt werden. In der Fantasie genießt sie die Überwältigung, die Machtlosigkeit, den Sex mit dem Fremden, das Unberechenbare und auch Gewalttätige, doch ist sie in jedem Moment Herrin der Situation, denn SIE ist es, die die Fantasie steuert. Sie erschafft den Mann in der Täter-Rolle gemäß ihren persönlichen Kicks; sie setzt Zeit, Ablauf und Ende der Handlung – sie ist Regisseurin des eigenen Kopfkinos, nicht etwa Opfer, obwohl sie sich in die Rolle eines Opfers träumt. Es verbietet sich also, aus der Fantasie des Kopfkinos auf eine etwa erwünschte Realität rückzuschließen. Das Argument tatsächlicher Vergewaltiger und anderer Frauenfeinde („die wollen es ja nicht anders“) hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun, sondern ist Ausdruck ihres Frauenhasses und ihrer gestörten Psyche.

Soweit, so bekannt, so sonnenklar – wer würde denn auch dieser Sicht der Dinge heute nicht zustimmen? Der entsprechende Disput wurde in den 70gern und 80gern im Rahmen der Frauenbewegung geführt, da es Frauen gab, die sich aufgrund solcher Fantasien ausgesprochen mies und „unfeministisch“ fühlten. Heute ist die „Erkenntnislage“ in dieser Frage weitgehend entspannt, Erotik-Ratgeber ermuntern dazu, die Fantasien einfach zu genießen und durchaus auch mal „Spiele mit Macht“ in der eigenen erotischen Praxis zu wagen – unter „Stinos“ ist also alles im grünen Bereich. Weiterlesen →

Zuviel BDSM?

Einsteiger fühlen sich gelegentlich überwältigt von den vielen neuen, gleichermaßen faszinierenden und verwirrenden Eindrücken aus der BDSM-Welt. Wer den Schritt gemacht hat, sich innerlich zu den dunklen Sehnsüchten zu bekennen und nun den eigenen Platz, die eigene Lust im Reich der „anderen Erotik“ sucht, hat es wahrlich nicht leicht. Potenzielle Partner und erste Gespielen vertreten IHRE Sicht auf BDSM und wie man es zu leben habe. Hinzu kommen die vielen Foren und Webseiten, auf denen sich schier alles findet, was an Haltungen und Ideologien so denkbar ist. Und gerade das Geschriebene weißt einen hohen Anteil „Virtualität“ auf, sprich: da schreiben Menschen aus ihrem Kopfkino, was sie sich wünschen und erträumen, ohne dazu zu sagen, dass ihr Leben in der Praxis doch ein wenig anders aussieht. Gar nicht leicht für „Neue“, sich da zu orientieren!

Mentale Verstrickungen

Die Frage, ob es ein „Zuviel“ an BDSM gibt, begegnete mir neulich in einem großen Forum der Szene. Die Angst, von dieser Leidenschaft „aufgefressen“ zu werden und den Bezug zum „ganz normalen Leben“ zu verlieren, ist gar nicht so selten. Wer das eigene Erleben wenig reflektiert und sich stark an anderen, z.B. den ersten „Spielpartnern“ orientiert, muss ein gesundes Selbstbewusstsein und ein Gespür für das, was einem gut tut und was nicht, erst entwickeln. Gar nicht so einfach, wenn man auf der Sub-Seite steht und sich vor allem darum bemüht, diese Rolle „gut“ auszufüllen! Weiterlesen →