Vom Yoga der dunklen Erotik: Alle Beiträge in diesem Blog handeln von einvernehmlichem SM: physische und psychische Praktiken, die zur beiderseitigen Lust im erotischen Kontext inszeniert und erlebt werden.

Am Ende des „Wegs“?

Immer wieder begegne ich der „Weg-Metapher“, vornehmlich in Äußerungen von Submissiven: „Es ist ein schwerer Weg, den ich gehe, es wird hart werden!“, „mein Herr begleitet mich sehr einfühlsam auf meinem Weg“, „ich bin auf dem Weg, eine perfekte Sklavin zu werden“ – usw. usf.

Mir persönlich hat diese Art „Weg-Verständnis“ nie viel gesagt. Ich habe mir nie gewünscht, dass mein Partner mich in irgend einer Weise „ziel-orientiert“ verändern möge – und von selber kam auch keiner auf die Idee. Schließlich findet man sich, weil einem der Andere gefällt, wie er ist. Muss man denn erst „einen Weg gehen“, um sich miteinander glücklich zu fühlen? Wohl kaum, man würde von vorne herein einen anderen Partner wählen, oder nicht? Weiterlesen →

Von SM und Liebe, Wunschzettel und Standardprogramm

Immer wieder taucht in den Foren und SM-Communities die Frage auf, wie sich denn Liebe in einer BDSM-Beziehung auswirkt: Kann der dominant-sadistische Partner noch wirklich „böse & gemein“ sein, wenn er Sub doch liebt und ihr Wohlergehen ihm wichtig ist ?

Ein anderer Dauerbrenner ist das sogenannte „Topping from the Bottom“, das auch oft unter dem Stichwort „Wunschzettelsub“ verhackstückt wird: Dom hat schließlich das Sagen, Sub hat zu folgen. Da passt es einfach nicht, bzw. wirkt geradezu Lust-tötend, wenn Sub einen „Wunschzettel“ mit womöglich auch noch sehr konkreten Vorstellungen rüber reicht, die Dom dann quasi „abarbeitet“. Weiterlesen →

Distanz und Nähe in SM-Beziehungen

Können erotisch dominante Menschen keine Nähe zulassen? Ist zunehmende Nähe ein Problem für eine SM-Beziehung? Wie kann, wenn man sich liebt, noch die nötige Distanz aufgebaut werden, um Sub gelegentlich „wie ein Objekt“ zu behandeln und phasenweise so „zu quälen und zu demütigen“, wie es für viele zu einer gelingenden Session gehört?

Immer wieder werden diese Fragen in den SM-Foren und Communities diskutiert, doch sind es Fragen, die nicht allein SM-Beziehungen betreffen. Auch „ganz normale Beziehungen“ haben oft ein Problem mit Distanz und Nähe, denn es gilt:

yinyangZuviel Nähe tötet die Erotik, zuviel Distanz auch.

Sobald ich jemanden nur noch als „Teil von mir“ wahrnehme, kann ich ihn nicht mehr begehren, denn er gehört ja schon zu mir. Bleibt er mir dagegen konsequent fern, kann ich zwar begehren, doch erkenne ich alsbald den Irrtum: wer Nähe nicht erträgt, ist ein ungeeignetes Gegenüber, denn es gibt keine Annäherung, die ja das Ziel der Sehnsucht ist: miteinander „spielen“ ist unmöglich.
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Regeln für Sub binden auch Dom

Viele SM-Paare geben sich Regelwerke, etwa in Gestalt eines Vertrages, der „Rechte und Pflichten“ beider Seiten enthält oder auch in Form von Verhaltensregeln, die der dominante Partner erlässt und die Sub akzeptiert. Je nach Ausgestaltung der Beziehung gelten diese Regeln „immer“ oder nur während der Session-Zeiten. Ihr Sinn ist es, die Hierarchie zwischen Dom und Sub zu bestätigen und im Miteinander erfahrbar zu machen. Mir liegt es ferne, darüber zu befinden, ob Regeln „gut“ oder „richtig“ sind – für mich sind sie „Spielmaterial“, eine Methode unter mehreren, das DS-Verhältnis zur beiderseitigen Lust zu strukturieren. Die folgenden Überlegungen sind demnach kein Plädoyer dafür oder dagegen, sondern eine Analyse der Erfahrungen, die man mit Regelwerken machen kann. Weiterlesen →

Ein Bondage-Workshop mit dem Menschenfessler

Das erotische Fesseln hat viele Anhänger: nicht nur SM-Freunde schätzen die Lust an der physischen Macht und Machtlosigkeit. Leider bleiben die meisten bei den bequemen Handmanschetten und anderen einfachen Methoden der Fixierung stehen, denn der Umgang mit den Seilen erscheint zu kompliziert. Man will ja nicht „Kunst machen“, sondern Spaß haben – aber geht das überhaupt?

In einen Workshop bei einem der „großen Bondage-.Meister“ hätte ich mich trotz meiner Freude am fesseln und gefesselt werden nie getraut – nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch, weil mir der Anspruch zu hoch ist und das Drumrum oft irgendwie „verstiegen“ wirkt. Weder brauch‘ ich japanische Namen noch ZEN-mäßiges Ambiente, ich will ja nur fesseln lernen und nicht gleich erleuchtet werden. Weiterlesen →

Antwort auf Nachfragen: BDSM ist….

…“ein Übungsfeld für die Zumutungen, Schmerzen, Demütigungen und Machtlosigkeiten, die in der letzten Phase des Lebens drohen“ schrieb ich in einer Auflistung freier Assoziationen zum Thema BDSM, die hier lange schon als „programmatischer“ Text meiner Sicht der Dinge verlinkt ist.

Wie ich nun höre, wirft dieser Satz Fragen auf. Was ja nicht wirklich wundert, denn wer denkt schon an Alter, Krankheit, Pflegebedürftigkeit, wenn es um eine „erotische Spielart“ geht?

Verständlicher wird die Aussage sicher, wenn ich hinzufüge, dass er sich auf das Erleben der Sub-Seite bezieht: In BDSM-Sessions und Inszenierungen – egal, ob sie nun auf erotische Stunden beschränkt sind oder in den Alltag hinein ragen – konfrontiert Sub sich freiwillig (!) mit negativen Gefühlen verschiedenster Art, die durch die Zumutungen, Forderungen und Behandlungsweisen des dominanten Partners evoziert werden. Weiterlesen →

Story: Zehn Schuss – von Joerg Gum

Ich freue mich, diese sensible Story mit den leisen Tönen hier veröffentlichen zu dürfen und danke Jörg Gum für den schönen Beitrag!

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Jahrmarkt, eine bunte Mischung aus knallbunten Lichtern, Geruch nach Zuckerwatte, abgerissene überall herum liegende Enden von Losen, Geschrei, Gekreisch, billige Rummelmusik. Ein billiges Vergnügen und ein Dukatengrab ersten Ranges in einem.

Mit einem zielsicheren, hintergründigen und ganz und gar nicht harmlosen Lächeln lenkt sie mich auf direktem Wege in Richtung Schießbude. „Mein Sklave, ich suche schon den ganzen Abend nach einer Bewährungsprobe für dich. Bzw. nach einer Strafe, die dich erwartet, wenn du versagst.“ Ich nicke nur stumm. Ihre sadistische Phantasie ist schier grenzenlos. Und sie versteht es meisterhaft, mich glauben zu machen, mein Schicksal liege ganz allein in meinen Händen. Obwohl sie, diese so liebenswert gefährliche Schlange, die ganze Zeit natürlich die Kontrolle über die Situation ausübt und die Fäden zieht. Der Rummelplatz scheint ihr offensichtlich auch nur ein Betätigungsfeld dazu zu sein, mir neue Erfahrungshorizonte zu vermitteln. Ich stöhne innerlich. Weiterlesen →

Flexible SM-Möbel, die nicht auffallen

Mein multifunktionaler Spielraum: Einblicke und Entstehungsgeschichte

Für SM-Sessions habe ich gerne viel Platz. Weder genügt das typische Wohnzimmer (Couch, Sessel, Couchtisch, TV, Schrankwand) meinen „speziellen Nutzungen“, noch mag ich das übliche „Schlafzimmer“ mit Doppelbett, Schrank und kaum Platz drumrum. Eine Session soll nicht zwangsläufig auf dem Bett stattfinden, sondern aus dem ganz normalen „gemütlichen zusammen sitzen“ heraus starten können – und alles, was dann folgt, darf nicht mehr als ein paar Handgriffe der Vorbereitung erfordern. Weiterlesen →

Von der Lust am Schmerz

Als ich vor Jahren meine erste, mit viel Voraus-Fantasie und wilden Vorstellungen erwartete Flag-Session erlebte, war es mit der „Lust am Schmerz“ noch nicht weit her. Kopfkino und Wirklichkeit klafften spürbar auseinander. Während des Erlebens kreisten meine Gedanken fast ausschließlich um „psychische Aspekte“, nämlich die Verrücktheit, mir „sowas“ antun zu lassen in einer Situation inszenierter Machtlosigkeit. Ich erlebte meinen beinharten Stolz, der mir aufgab, in keiner Weise Schwäche zu zeigen, und das für mich spektakuläre Zerbröseln dieser Haltung in körperlicher Erschöpfung.

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Der Kannibale von Rotenburg im Buch

Der Sexualwissenschaftler Klaus M. Meier, Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Berliner Charité, hat ein Buch über „sexuellen Kannibalismus“ geschrieben. Er hat sich dafür intensiv mit dem als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt gewordenen Täter Armin Meiwes auseinander gesetzt, der aus seiner Sicht weder ein geistesgestörter Mörder noch ein Sadist ist, sondern ein extremer Fetischist mit einer schweren Bindungsstörung: „Mit dem Schlachten seines Opfers wollte Meiwes keinen Lustgewinn erreichen, wie es bei Sadisten der Fall wäre, sondern eine Bindung eingehen.“ sagt Meier in einem Interview mit der ZEIT. Weiterlesen →