Vom Yoga der dunklen Erotik: Alle Beiträge in diesem Blog handeln von einvernehmlichem SM: physische und psychische Praktiken, die zur beiderseitigen Lust im erotischen Kontext inszeniert und erlebt werden.

Vom Vertrauen im BDSM

Vertrauen ist ein im BDSM-Zusammenhang häufig missbrauchtes Wort, denn es wird gern benutzt, um ganz andere psychische Befindlichkeiten zu beschreiben.

Etwa, wenn sich zwei Menschen treffen, die sich nur aus ein paar E-Mails kennen, und nun „ohne lange Vorlaufzeit“ eine Session miteinander wagen. Was Sub hier fühlt, ist nicht „Vertrauen“, sondern Hoffnung und Erlebnisgeilheit – zusammen mit der Spekulation, unter SMlern auch nicht mit größerer Wahrscheinlichkeit auf einen Psychopathen zu treffen als bei einem normalen Date. Letzteres könnte man ja noch zur Wortbedeutung von „Vertrauen“ rechnen, doch wird hier nicht wirklich dem noch unbekannten Partner vertraut, sondern der allgemeinen Lebenserfahrung. (Die Konto-Zugangsdaten würde Sub ihm ja wohl nicht gleich geben, selbst wenn sie sich von ihm fesseln lässt.) Weiterlesen →

Vom Verschwinden eines Kicks

Die beeindruckende Story von Trotziger Stolz über das Ringen einer Sub mit sich selbst, über den Zwiespalt zwischen nachgeben bzw. sich unterwerfen und Widerstand um jeden Preis, zeigt in aller Schärfe den Dreh- und Angelpunkt der submissiven Neigung, wie ich sie selbst lange Zeit spürte. Sub sucht diese Herausforderungen, Top fordert das „Nachgeben“ mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, und dann werden die Dinge „an die Grenze gespielt“, an der Sub es (vielleicht…) endlich schafft, den Widerstand aufzugeben. Weiterlesen →

Story: split-screen

Ich freue mich, diese beeindruckende Szene hier veröffentlichen zu dürfen und danke Trotziger Stolz für den schönen Beitrag! Mehr von der Autorin liest man in ihrem Nachtwaerz-Blog.

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Da war sie wieder, die eigene innerliche Kälte. Manchmal schlich sie sich einfach so an sie, Hand in Hand mit der Ratlosigkeit um das warum.
Das Wollen dessen was ihr so zu eigen war und dies innerliche, trotzige wehren dagegen.
Gespalten, wie zwei in sich, die gegeneinander kämpften.
Die eine, die verzweifelt darum rang endlich zu Boden sinken zu dürfen.
Die andere, die bei jedem Versuch sie dorthin bringen zu wollen die Krallen ausfuhr, böse Worte und Blicke sandte, Gift und Galle spie. An der alles eine Warnung war: Wage es ja nicht! Nicht jetzt und hier.
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BDSM: Vom Spielen

Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
– Friedrich Schiller –

Nicht wenige SM-Praktizierende verwahren sich gegen den Begriff des „Spielens“, der im allgemeinen für eine SM-Session, bzw. alle „neigungs-bedingten“ Interaktionen zwischen den Beteiligten Verwendung findet. SM bzw. DS werde nicht gespielt, sondern gelebt, wird eingewendet – und dass es auch keine „Sessions“ gäbe, denn auch dieser Begriff gehe ja von einer Abspaltung aus, die man gar nicht empfinde. Weiterlesen →

Ein schlechtes Gewissen wegen SM-Fantasien?

Immer wieder mal bekomme ich mit, dass es eine nicht unerhebliche Anzahl Männer und Frauen gibt, die sich ihrer SM-Fantasien schämen: Dominanz und Unterwerfung, das Spiel mit dem Schmerz, gar ein Verlangen nach erotischen Demütigungen – wie kann man nur solche „abartigen“ Wünsche haben? Manch einer streift fasziniert durch die Webwelten der Szene und verzweifelt gleichzeitig an sich selbst wegen der immer konkreter und drängender werdenden Sehnsüchte. Und es gibt sogar Menschen, die sich bis zu einem „Realkontakt“ vorwagen, dann aber einen Rückzieher machen. Nicht etwa, weil sich die Fantasien als Irrtum heraus gestellt hätten, sondern ganz im Gegenteil: weil es so schön war! Weiterlesen →

Als Sub Grenzen setzen

Immer wieder erscheinen in den einschlägigen Foren Berichte frustrierter und innerlich verletzter FemSubs, die von einem meist noch recht „fremden Dom“ mies und rücksichtslos behandelt wurden. In der Regel handelt es sich NICHT um Vergewaltigungen, sondern um Session-Erlebnisse, in denen Sub es versäumt hat, sich klar zu äußern, Grenzen zu setzen und deutlich (!) den Abbruch zu verlangen, wenn sie sich überfordert fühlt. Mir kommt immer das sprichwörtliche „Kaninchen vor der Schlange“ in den Sinn, wenn ich diese Schilderungen lese, denn allermeist hatte Sub jede Gelegenheit, sich weiteren „Behandlungen“ zu entziehen und zu gehen – tat es aber nicht.

Ich will hier nicht die Top-Seite diskutieren: dass da oft unsensible, rücksichtslose Männer die Unerfahrenheit einer Einsteigerin ausnutzen, ist ohne Frage wahr. Es hilft aber nicht weiter, nur über sie zu lästern, denn es wird sie immer geben. Sub ist im Gegenteil gefordert, sich über das eigene Verhalten Gedanken zu machen: Was ist da falsch gelaufen und wie lassen sich solche Flops verhindern? Weiterlesen →

Beziehung und BDSM

Was heißt eigentlich „beziehungsfähig“? Der Begriff wird häufig negativ gebraucht, um jemandem „mangelnde Beziehungsfähigkeit“ um die Ohren zu hauen. Unter SM-Aktiven ist der Vorwurf sogar recht beliebt, da die Wünsche und Erwartungen bezüglich der angestrebten Beziehung oft recht unterschiedlich sind.

„Beziehungsfähig“ ist zudem ein Wort, das weiterer Erläuterungen bedarf, um überhaupt etwas auszusagen. Denn „in Beziehung“ stehen auch Menschen, deren Beziehung destruktiv ist oder die sich nur von Ferne kennen. Auch mit meinem Nachbarn, für den ich gelegentlich Pakete annehme, stehe ich in einer Art Beziehung – alleine ist der Begriff also eine „Nullformel“, beliebig mit Spekulationen aufzufüllen, ohne sich wirklich zu verständigen. Weiterlesen →

Eine perfekte SM-Session?

Die Frage nach der „perfekten Session“ begegnete mir in einem Forum, wobei der Fragende darauf abzielte, wie sich das Bemühen um „technische Perfektion“ wohl auf die Dynamik des Geschehens auswirkt: Ist es nicht recht abturnend, wenn der Aktive sich allzu sehr ums Handwerkliche kümmert?

Ich finde, Perfektion und Dynamik sind keine Gegensätze: erst wenn die Session (oder die Action/Interaktion, für die, die es nicht so nennen wollen) eine Eigendynamik gewinnt, kann sie „perfekt“ werden: einfach einen Plan durchzuspielen ergibt meist keine Sternstunde – und klappt auch nur bei einer sehr sehr passiven Sub. Weiterlesen →

Vom Nachdenken über BDSM

Unter SM-Aktiven und Passiven gibt es Menschen, die es nicht gerne sehen, wenn jemand über die „Wurzeln der Neigung“ nachdenkt, bzw. SM-Interaktionen daraufhin anschaut, was sie im Einzelnen wohl für eine psychische Funktion haben mögen. Vordergründig möchten sie „nicht alles zergrübeln“ und einfach nur genießen, was allerdings so manche aggressive Reaktion auf ein vertieftes Nachdenken nicht erklärt.

Denn: Wenn mir etwas nichts bringt, dann ignoriere ich es einfach, zum Beispiel weil es mich langweilt, bzw. keinerlei Kick bietet. Dass Andere daran Freude haben, nehme ich zur Kenntnis, trete aber doch nicht dagegen an! Weiterlesen →

Irritierende Normalisierung

„Es reicht, ich werd‘ einfach nicht mehr reinlesen!“ – so denke ich immer mal wieder, wenn ich das größte aller SM-Foren weit und breit durchstöbere und die „Diskussionen“ dort miterlebe. Wobei es nicht drauf ankommt, dass es „das Größte“ ist, die wenigen kleinen Coms, die es noch gibt, wirken auch nicht viel anders, nur leerer und sehr viel langsamer.

Liegt es an mir? Vermutlich ja. Ich bin keine begeisterte Einsteigerin mehr, die fasziniert durch die virtuellen Inseln der dunklen Erotik surft und alles aufsaugt wie ein trockener Schwamm. Die in nahezu jedem neu eröffneten Thema binnen kurzem zu Tage tretenden Aggressivitäten ziehen mein Menschenbild in den Keller und verdüstern mir die Stimmung: Der SM-Kitsch in den allermeisten Geschichten, die immer selben Kopfkino-Versatzstücke, das Posten provozierender oder ganz besonders hirnloser Themen, um auf das eigene Profil aufmerksam zu machen – und Nonsens-Gespräche bis zum Abwinken, leider nicht nur Montags. Weiterlesen →