Sisalseil – Lustschmerz zum Angewöhnen

SisalseilIn diesem Blog versammle ich auch ältere, bisher nicht allgemein zugängliche Texte, die für ein Ende in den Archiven irgend eines Forums oder in den Tiefen der eigenen Festplatte doch zu schade wären. Dieser hier ist aus dem letzten Mai – es war eine sehr sehr experimentierfreudige Zeit! :-) Alsdenn:

Im Rahmen einer Sammelbestellung verschiedener Seilrollen sind neulich viele Meter Sisalseil bei mir „hängen geblieben“: ja, genau, dieses ungeheuer kratzige unflexible Seil, dessen harte Naturfasern überall herausstehen. Nie im Leben hab‘ ich dran gedacht, das mal wirklich für eine Bondage zu benutzen, es lag halt hier so rum und ich hatte mich über meinen Mitbesteller gewundert, dass er „sowas“ einkauft.

Nun, ich bin durchaus experimentierfreudig, und als mein Partner während einer der folgenden Sessions dann das „böse Seil“ aus dem Schrank holte, war ich gespannt, wie das werden würde!

Wow, was für eine Entdeckung! Langsam begann er, mir den Oberkörper zu verschnüren, eine erweiterte Brustbondage, durchaus „japanmäßig“ angebracht. Allein schon das langsame Durchziehen des viele Meter langen Seils durch Knoten und Windungen ist ein Erlebnis! Die Berührung mit den unzähligen abstehenden Naturfasern jagt immer wieder Schauer über die Haut , ein in der Session-Situation sehr erregendes Feeling. Je mehr die Fesselung fortschrieitet, desto „ganzkörperlicher“ wird das Gribbeln, Kratzen, Kitzeln, jede kleine Bewegung ergibt „1000 kleine Nadelstiche“ – deutlich unterhalb der Schmerzschwelle, jedoch durch die Ungewöhnlichkeit und „Unberechenbarkeit“ der Sensationen sehr sehr beeindruckend! Ich war hin und weg und hab‘ es zu meinem Erstaunen ungeheuer genossen!

Es ist etwas GANZ ANDERES als eine Bondage mit glatten Seilen, die durch Haltung, Druck und Zug ihre Wirkung entfaltet und bei der die Seile selbst in Ruhestellung quasi „vergessen werden“ können. Sisalseil wird NICHT vergessen, die Empfindungen, die die Oberfläche vermittelt, bleiben fortlaufend präsent, jede Bewegung, jeder Zug an einem Stück Seil verursacht „stichelnde“ Resonanzen „überall“ – ein Gefühl körperlichen „Ausnahmezustands“, das ich so noch bei keinem Bondage-Erlebnis hatte.

Sisalseil

Das „1000 kleine Dornen-Gefühl“ ist leicht erotisierbar, wenn man sich entspannt und neugierig darauf einlässt, sich nicht hektisch bewegt und nicht wehrt. Der Aktive muss ebenso ruhig und gelassen damit umgehen, kein schnelles Ziehen über die Haut, kein Bemühen, es „fest“ zu ziehen: das mindert eher den Effekt, denn dann haben die abstehenden Fasern keinen Spielraum und legen sich eng an Seil und Haut.

Ich sag mal dazu, dass ich normalerweise nicht mal Wollpullover ertrage, weil sie mir zu „kratzig“ sind! Wie ein Reiz empfunden wird, kommt eben zu 90% auf den Kontext an, das stelle ich immer wieder fest.

Mein Gespiele wollte es nicht gleich übertreiben und hat es bei der Oberkörperbondage belassen – sehr zu meiner Enttäuschung! Tags drauf haben wir dann gleich eine Ganzkörperfesselung angeschlossen (der Kikku ohne Knoten plus Beine und Arme), in der ich etwa eineinhab Stunden zubrachte, meine eigenen Bewegungen und die „interaktiven“ Stimulationen meines Partners genießend.

Die „Abwicklung“ muss ebenso langsam geschehen wie das Anlegen, schickt noch einmal wilde Schauer über die Haut – ein tolles Erlebnis!

Die Unterlage, eine sehr große blaue Baumwolldecke, war schnell übersäht mit diesen Fasern, die vom Seil leicht abbrechen (= sie haben nicht die Kraft/den inneren Halt, wirklich zu „stechen“) – der Ort des Geschehens erinnert schon bald an eine Zirkusmannege mit Sägemehl auf dem Boden – ganz passend, wie ich finde! :-)))

Natürlich gab es Hautrötungen an einigen Stellen, die aber binnen einer halben Stunde wieder restlos verschwunden waren.

FAZIT: Wer einen Draht zum Phänomen „Lustschmerz“ hat, sollte es mal probieren – es ist sehr viel leichter erotisierbar als etwa Schläge, die mehr Übung und richtige Technik erfordern, um im erotischen Sinne lustvoll anzukommen. Man sollte allerdings schon einige Erfahrungen im Umgang mit Seilen haben, für Anfänger ist es nichts!

2 Kommentare

  1. Als kleine Ergänzung: ebenfalls sehr nett in diese Richtung geht das zum Anbinden junger Bäume genutzte Kokosseil – gröber/rauher und lockerer geschlagen als das gezeigte Sisalseil und i.d.R. naturbraun. Schaut „dschungelmäßig“ (ließ: alte Tarzanfilme) aus und kratzt und piekst recht heftig. Macht sich auch auf Fotos gut, weil es dort sehr fies wirkt.

  2. Pingback: Seilkunde V: Jute und Exoten « Der BDSM-Blog

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