Keine Lust in der dunklen Zeit

Bäume im winterlichen LichtFrüher dachte ich gleich: Aha, die Neigung verschwindet!, wenn ich mal keine Lust auf BDSM mehr verspürte:

  • keine Lust, mich derart anzustrengen, bzw. anstrengen zu lassen;
  • eher Fluchttendenzen gegenüber allem, was körperlich fordert, öffnet, aufwühlt;
  • keine Lust, psychisch in eine Teilwesenheit einzutauchen (Dommé oder Sub);
  • keine Fantasien über die Woche, die sich auf das, was kommen könnte, beziehen;
  • keinen Bock auf Machtgefälle, Schmerzen, intensive Gefühle, wilde Äktschn;
  • keine kreativen Ideen und Einfälle für neue Spielvarianten;
  • einfach keine Lust auf „SMiges“.


Gerade ist das wieder so, doch hat es nichts mit einem „Verschwinden der Neigung“ zu tun, sondern ENTSPRICHT der Jahreszeit! Das merke ich jetzt stärker, da ich sensibler bin als früher, nicht mehr so einfach „gegen den Stropm“ schwimmen möchte, der ich selber bin.

In jungen Jahren war mir Jahreszeit, Wetter, Stimmung, „Spirit of Place“ und manch anderer Umwelteinfluss kein Thema. Ich strotzte vor Kraft und Elan und wollte mein Ding machen – das, was ich jeweils im Kopf hatte, ausleben und umsetzen, koste es, was es wolle. Das hatte seine Schönheit, aber auch etliche Leiden schaffende Defizite: Ignoranz, mangelnde Sensibilität, kein Gespür für Andere und meine eigenen körperlichen und seelischen Bedürfnisse. Ich lebte aus dem „ich denke“ und war immer an irgendwelchen Fronten im Kampf, wollte JEMAND SEIN, bzw. WERDEN, mich ausbreiten, durchsetzen, einen Status gewinnen und verteidigen, mich emanzipieren und die Welt kraftvoll mitgestalten (= endlich mitmischen, weil man als junger Mensch ja erstmal nicht viel zu putzen hat! :-).

Heute hab‘ ich mehr als ein halbes Jahrhundert hinter mir und das Lebensgefühl ist zum Glück ein anderes: die Welt ist reicher, vielfältiger, mehrdimensionaler und eindrücklicher geworden. „Ich selbst“ bin nicht mehr so im Vordergrund allen Denkens und Handelns, denn ich muss nichts mehr werden, kann einfach da sein, wahrnehmen, spüren, erleiden, genießen – und also besser ERKENNEN als jemals zuvor.

Zum Beispiel den Einfluss der Jahreszeit, der jetzt, kurz vor der Wintersonnenwende besonders instensiv ist:

Je kürzer und dunkler die Tage werden, desto mehr verlangt es mich nach Ruhe, Stille, nach allein sein und meditativem nach-innen-Gehen. Aber auch nach Kuscheln, gemütlichem Beisammensein, Kerzenlicht, Entspannungstee und süßen Lebkuchen, nach romantischen Stimmungen, schönen Düften, Massagen mit viel Zeit und viel Öl, Spaziergänge in spärlicher Wintersonne oder in den Straßen und Shopping-Malls, die besonders viel Lichterglanz bieten.

Einfach die Seele baumeln lassen, nicht mehr aktiv eingreifen und etwas Bestimmtes erzwingen – so erfahre ich den Winter, die sich verdunkelnde Zeit. Es gipfelt in den „heiligen Nächten“ um die Sonnenwende und den Jahreswechsel, in denen das Licht inmitten totaler Finsternis neu geboren wird.

So, das ist jetzt ja fast eine Weihnachtsrede geworden! :-)))

Sei’s drum!

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