Selbst die Göttin sein

*Ich bin offenbar immer noch nicht im Stande, mit dem Sonnenuntergang auch alleine glücklich zu sein, ganz darin aufzugehen, ohne dass etwas fehlt. Der ANDERE, der ihn mir zeigt, ist irgendwie wunderbarer. Durch ihn und mit ihm erfahre ich „die oberen Ebenen“ – alleine nicht.

Ist das der „Fluch des Frau Seins?“ Immer dem Mitmenschen, zuvorderst dem geliebten MANN zugewendet sein? Sich alleine nicht vollständig fühlen?

Dann wäre meine wiederkehrende Idee: Davon muss/sollte ich weg kommen (um alleine in die Sonne zu sehen und nichts fehlt – wie dem Heiligen auf dem Berge etc.) ein Fehlweg!

Zwar wird man zum Alter hin geschlechtsneutraler, aber ich glaube nicht so recht daran, dass dieser Prozess total ist, schließlich ist Geschlecht nicht rein biologisch, sondern auch Sozialisiertes, das fällt nicht alles plötzlich ab.

Wenn dem so ist, gibt es nur eine andere Variante/Rolle: Ich kann auch selbst die Sonne zeigen!

Daran hab‘ ich früher nie gedacht. Vielleicht kommt es daher, dass ich mich seit einiger Zeit mit „der dominanten Seite“ auseinander setze – und es erstaunt, fasziniert und inspiriert mich!
Das Erotische ist ja nur ein „Mantel“ um Seinserfahrungen, die viel tiefere Dimensionen haben. Mir war zum Beispiel nicht bewusst, wieviele innere Verbote, Hürden, Fallen, geistige Blockaden mich von „reiner Dominanz“ trennen!
Ich bin dabei, sie abzubauen – bin mir aber noch nicht so sicher, ob und wohin ich da überhaupt will.

Jetzt ahne ich es langsam: Wenn es keinen „Gott“ mehr „da draußen“ gibt, kann immerhin ICH die „Göttin“ sein! :-)

Da draußen, das habe ich schon ganz OHNE mich so zu outen gemerkt, sind unzählige Anbetungswillige – und viel zu wenig Göttinnen, die sich zu ihnen herab lassen.

Aber das ist für mich nicht der Punkt. Sondern die Veränderung der eigenen Position: von da draußen nichts und niemanden mehr zu erwarten (weil da vermutlich gar nicht MEHR ist, als ich schon kenne), sondern einfach selbst tun, selbst Realitäten schaffen, wie sie mir gefallen. Und da es mir um dieses „nach oben offene“ geht, muss/kann ich diese Qualität aus mir selber schöpfen und in Beziehungssituationen einbringen!

Eine voll funktionsfähige dominante Seite ist vielleicht genau das, was mir dazu gefehlt hat.

3 Kommentare

  1. Ein wirklich wundervoller Text den ich mehr als nachempfinden kann…

    Bin froh zu entdecken dass es noch mehr Menschen gibt, die das „magische, das mystische, das tiefe“ hinter BDSM entdecken mögen…Ich bin da noch sehr am Anfang und finde für meine Empfindungen selten die richtigen Worte, dein Text hats getan ;-)

    Auch erfeut bin ich zu lesen, dass du BDSM im Allgemeinen wohl beinahe so (er)lebst wie ich :-)

    Deshalb ein grosses Danke an dich für diese schöne Seite :-)

    Liebe Grüße,
    Missy

  2. Liebe Clu,
    „Was immer Du suchst, wo willst Du es finden, wenn nicht bei Dir?“
    Dieses Zitat, ich weiß nicht von wem es ist, hat mir eine neue Sichtweise auf mich selbst gegeben. Immer dann, wenn ich glaubte, ohne Mann nicht vollständig zu sein, dann habe ich mir die Vollständigkeit selbst gegeben. Kein Mann auf der Welt kann das – nur ich.

    Du kannst nicht nur die Göttin sein, Du bist es. Dir fehlt nichts, was Du Dir nicht selbst geben kannst. Wenn Du all-ein(s)e bist, brauchst Du weder Dominanz noch Submission. Sieh Dir Deine inneren Verbote, Hürden, Fallen und geistigen Blockaden an – wer soll Dich davon befreien, wenn nicht Du?
    Mag sein, dass Dir mit Deiner beginnenden Dominanz eine Hilfe in die Hand gegeben wird, mit der Du Dir einen Weg durch das Dickicht der gesellschaftlichen Regeln bahnen kannst. Du hast diese Hilfe genommen – gut so.
    Niemand wird im Alter geschlechtsneutraler, warum auch? Das Alter ist sozialisiert – aber gelebt wird es anders – freier.
    Mir hat einmal eine alte Frau gesagt: Erst dann, wenn Du weg bist von gut und böse, wenn sich kein Mann mehr nach Dir umdreht, wenn Du nicht mehr ständig Männerblicke auf Dich ziehend durch die Welt läufst – dann wird das Leben erst richtig schön.
    Wenn ich mir Fotos von hochaltrigen Frauen ansehe, dann kann ich darin lesen, dass die alte Frau Recht hatte…

    Deine Web-Seite ist wunderschön und die Texte sind sehr gefühlvoll.
    Ein schönes Wochenende für Dich
    Hanna

  3. hallo liebe Hanna ,

    .. ja , das sind auch meine gedanken dazu .

    mir fehlt es bei sm’lern , sich auch diesen weg zu sich selbst mit offenheit einzulassen. sich mit spirituallität und weitsicht auf den weg zu machen.

    warum wollen wir von unserem gegenüber immer wieder das einfordern ,
    was wir nur bei uns selbst finden und geben können .
    .. all unsere sehnsucht, nach berührung und stillen alter bedürftigkeiten die wir mit uns rumschleppen .

    lieben gruß holger

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