Seitenwechsel – vom Switchen

zaertlicher KussSeit mein Liebster und ich gelegentlich switchen, haben wir eine ganz neue Dimension des Erlebens gemeinsam: wir LERNEN voneinander – und das ist supertoll! Neulich sagte er lachend zu mir, ich hätte wohl Kontakt zu „besseren Subs“ gehabt, ich sei ja heute so folgsam und engagiert, wie es sonst gar nicht meine Art sei! Die Sub, die ich gerade war, schlug verschämt die Augen nieder – er hatte ja so recht! :-)

Was ich als Sub nicht hinkriege oder nur schwer bzw. allzu spielerisch/humorig, macht er mir unter passenden Umständen locker vor – was es mir wiederum leichter macht beim nächsten Mal, seinen Wünschen auf die ihm genehme Art zu folgen.
Und was er sich als Dom nicht so richtig traut, kann ich ihm ja jetzt „vormachen“, muss mich dann allerdings selber erstmal trauen! Und erlebe dabei, wie schwer das manchmal sein kann, was wiederum die „fordernde Sub“ in mir zu beschämten Schweigen bringt – wunderbar!

Vieles entwickelt sich seither schneller und besser, da nicht nur jeder durch die Art des Anderen in der (bisherigen) Primärrolle lernt, sondern wir uns auch in einer bisher SO nicht gekannten „Konkurrenz-Situation“ befinden. Ohne dass das je zum Thema würde, es nervt ja nicht, sondern bereichert, bringt jede Menge Lust und Erkenntnis. „Wettbewerb“ macht eben kreativ und innovationsfreundlich… :-) …

In Foren wird gerne diskutiert, ob Switcher eigentlich „richtig sub“ bzw. „richtig dominant“ sein können. Vermutlich fragen sich das Menschen, die es sich überhaupt nicht vorstellen können, die Seiten zu wechseln, gar noch mit DEMSELBEN Partner! Eher geht man mal anderwo dominieren bzw. gibt den MalSub im Domina-Studio, oder FemSub fängt was mit Frauen an, ohne je lesbisch oder bi gewesen zu sein.

Meine ersten Fantasien gingen auch in Richtung Frauen und handelten davon, eine „Sklavin“ für IHN zu erziehen, meinen liebsten Gebieter, mit dem ich eine leidenschaftliche DS-Beziehung „aus der Ferne“ lebte, nachdem wir bereits längere Zeit als Vanilla-Affäre sehr glücklich miteinander waren. In unserem gemeinsamen Kopfkino endete das in tollen Dreier-Sessions – realisiert wurde nichts davon, ich bin vermutlich zu stock-hetereo.

Die Hintergründe des Verlangens waren offenkundig: ich wollte meine dominante Seite leben, doch traute ich mich nicht, mir den Geliebten in der submissiven Rolle vorzustellen (und auf einen andern hatte ich gerade keine Lust). Das hätte die „Gebieter-Imagination“ gestört, die zweite Wirklichkeit, die wir uns errichtet hatten und in der ich ausschließlich glückliche Sub war. Oh, wie romantisch! Aber eben auch beschränkt und letztlich nicht nachhaltig.

Heute brauche ich kein so großes Imaginationsgebäude mehr (kein „Märchen im Kopf“, wie ich es gerne nenne) das auch den gesamten Alltag überwölbt, damit alles gelebt und gefühlt werden kann, was gelebt und gefühlt werden will. Das beziehungsbestimmende DS-Verhältnis als kollaborative Halluzination muss nicht mehr sein, um mich in Situationen und Szenarien zu bringen, die ich für gewisse Erfahrungen benötige. Genausowenig, wie ich die Halluzination der Ehe oder der ausschließlichen Zweierbeziehung noch brauche, um echte Nähe, wahre Liebe, tiefe Freundschaft zu erleben.

Ich hätte Lust, dazu noch eine Menge zu schreiben, aber ich falle fast vom Stuhl, so müde bin ich. Soviel gearbeitet wie in diesen Tagen hab‘ ich lange nicht – und es geht mir langsam auf die Nerven! Erschöpft bin ich wirklich lieber von einer Session als von einem allzu langen Arbeitstag.

So long

Clu

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