Bondage nicht „sadomaso“ ?

Immer noch gibt es nicht wenige Freunde des erotischen Fesselns, die sich von „sadomaso“ und allem, was mit Schmerz oder gar UNTERWERFUNG zu tun hat, scharf abgrenzen.

Ich halte das für bloße Abwehr gegenüber Gefühlen und Empfindungen, die nicht ins eigene Selbstbild passen und deshalb aus dem, was man zugegebenermaßen lustvoll genossen wird, definitorisch ausgegrenzt wird.

Bondage IST eine Form der (freiwilligen) Unterwerfung, nämlich eine PHYSISCHE. Der/die Gefesselte akzeptiert, die eigenständige Bewegungsfreiheit zu verlieren und sich dem dominanten/aktiven Teil vertrauensvoll hinzugeben. Ohne „Lust an der Unterwerfung“ ist das nicht drin, ob sich das nun jemand explizit eingestehen mag oder nicht: Ich kann mich nicht mehr nach eigenem Willen bewegen… DAS ist der Hauptkick an Fesselspielen. Und es ist bekanntermaßen für viele der Einstieg, sich mit den dunklen Seiten der Erotik überhaupt auseinander zu setzen.

Da nun ohne jede Realerfahrung gleich vorab einen Strich drunter zu machen und zu sagen „Nur das, sonst nichts“, und zudem jedes Mehr ohne Not als „Sadozeugs“ zu diskriminieren, macht einen unsicheren, unsouveränen und verschlossenen Eindruck – ich vermute mal, nicht nur auf mich.

Auch ich habe mit Bondage angefangen – aber schnell bemerkt, dass es „nur“ die physische Variante eines Spiels ist, das auf den unterschiedlichsten Ebenen gespielt werden kann. Wenn ich „mich fesseln lasse“ und den Aktiven z.B. durch meine Wünsche vollständig „steuere“,
verliert es den Kick – WEIL die Seile ihre Bedeutung verlieren, nämlich die, mich vom eigenen Willen eine kleine Zeit lang zu befreien und mir das Erlebnis der Ausgeliefertheit und Machtlosigkeit zu ermöglichen.

Wenn ich nun weiß, dass der „Wille des Anderen“, dem ich mich ausliefere, von vorn herein auf eine einzige Technik beschränkt ist, ist das im erotischen Sinne nicht reizvoll. Natürlich muss sich mein Gegenüber an den abgesprochenen Rahmen halten, das gehört zum unverzichtbaren
Vertrauen. ABER. damit es mich überhaupt reizt, mich ihm zu überlassen, muss er das „MEHR“ repräsentieren: ich muss erwarten können, dass er mich an eigene Grenzen führen wird und mir helfen, sie zu erweitern.

Im Grunde – und das gilt nicht mal nur fürs Erotische – besteht die Faszination des anderen Menschen, des Gegenübers, auf das ich mich einlasse, genau darin: dass er MEHR ist bzw. sein kann als ich alleine – zumindest muss ich das von ihm glauben/hoffen, um mich überhaupt zu nähern.

Fesseln ist übrigens eine Kunst, bzw. ein Handwerk, das man auch deshalb sorgfältig erlernen muss, um eine Fesselung nicht unwillentlich (!) zum „Sadozeugs“ geraten zu lassen. Nichts ist leichter, als beim stümperhaften Fesseln jemandem weh zu tun – und die Grenze zum „gewollten Schmerz“ ist fließend: was für den einen noch bequem ist, ist für die andere bereits jenseits des Erträglichen!

Man mache sich jedenfalls nicht vor, „nur Fesseln“ sei ganz easy und locker und völlig „ungefährlich“… es ist in mancher Hinsicht gefahrvoller als ein spielerisches Herumkommandieren“ oder mehr oder weniger zärtliche Schläge auf den gut gepolsterten Hintern!

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