BDSM-Definitionen: Wer ist schon wirklich DEVOT ?

Unglücklicherweise ist der Begriff „devot“ im SM-Bereich ein Überbegriff für alle „Subs“ geworden – obwohl von diesen gefühlt 85 bis 98% nicht wirklich „unterwürfig“ ihrem Partner/Gespielen gegenüber sind.

Dem Partner gefallen wollen, ihm erotisch möglichst viel Lust bereiten, ihm zuliebe auch Ungeliebtes tun – das machen auch verliebte Vanillas und niemand würde sich deshalb als „devot“ bezeichnen. Dass sich das Hingabe- und Unterwerfungsverlangen, dass insbesondere Einsteiger/innen recht heftig verspüren, noch nicht einmal an eine konkrete Person richtet (die wird ja erst gesucht!), zeigt eigentlich überdeutlich, dass es sich hierbei nicht um eine Devotheit im Sinne der deutschen Wortbedeutung („unterwürfig“) handelt. Sondern um ein Gefühlsgemenge, das sich auf gar nicht uneigennützige, allein dem Wohl des Partners verpflichtete „Dienste“ richtet.

Subs im BDSM wollen nämlich allermeist:

  • an ihre Grenzen geführt werden;
  • mit der eigenen Kontrollsucht gegenläufige Experimente machen;
  • in Zustände des Rausches, der Trance, des „Fliegens“ und „Loslassens“ geraten;
  • den Kopf mal ausschalten, entspannen, das Heft des Handelns abgeben dürfen;
  • zu Selbstüberwindungen motiviert werden, um neue, ambivalent besetzte Erfahrungen mit den eigenen Gefühlen zu machen;
  • einen Partner erleben, der sich kreativ was einfallen lässt, der spannende/überraschende Szenarien aufbauen und auch durchziehen kann;
  • einen spielerischen Psycho-Kampf „von unten“ ausfechten, in dem die Dominanz des Partners auf die Probe gestellt wird;
  • recht viel Zeit am Stück im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Action stehen;
  • „sportlich“ gefordert werden
  • und manche wöllen von Sugar-Daddy oder einem weisem Mentor gefördert werden.

Das sind verschiedene Varianten bzw. Farben der Neigung – und ich finde, all das ist kein bisschen „devot“. Situatives Gehorchen ist ein Mittel/Verhalten, um zum erwünschten Feeling zu kommen, doch wie viele bleiben denn als „Devote“ übrig, wenn es zu keinerlei der oben aufgezählten Benefits kommt? Wenn der dominante Part gar nichts „besonderes“ verlangen, fordern, veranstalten würde?

Eine bloß devote Person im Sinne der deutschen Wortbedeutung wäre für mich ein Mensch, der einfach nur macht, was der Partner will. Immer brav, immer dienend, nie widersprechend, ohne eigenes Selbstbewusstsein unabhängig vom Partner.

Eine/n solchen Menschen hab ich als SMler/in bisher NICHT kennen gelernt. Und finde es ziemlich seltsam, wie sich viele hier ein definitorisches Bein ausreissen, um ihre eigene Neigung/Spielweise/Lebensweise unter den Begriff zu bekommen…

…anstatt den Begriff in die Tonne zu treten!

9 Kommentare

  1. Eine treffendere Zusammenfassung dessen, worum es in der submissiven Rolle geht, habe ich noch nie gelesen. Und ja, natürlich hat das alles mit echter Devotion herzlich wenig zu tun. Mehr noch: Ich würde sogar sagen, dass auch bei den Punkten, die du aufgezählt hast, eine Menge dabei sind, die Vanillas genauso kennen und ersehnen. Sie versuchen es eben nur auf anderen Wegen.

  2. „mit der eigenen Kontrollsucht gegenläufige Experimente machen“

    kann ich das nochmal erklärt bekommen?

    danke :-)

    p.s.: sehr beeindruckend zusammengefasst!

  3. hachzzzz. deutliche worte – und kluge noch dazu. ja, genau so ist es.

    danke dafür :-)

    @hans – mE: kontrolle abgeben können/dürfen/müssen ist ein gegenläufiges experiment zur kontrollsucht und auch des oft alltagsbedingtem und beruflichem kontollierens/alles im griff haben müssen, im sinne von: da kann alles passieren, man weis es nicht. es geht um die erfahrung des loslassen, des zulassens, auch des vertrauens.

  4. Ich melde zu deinem Post mal ein kleines Veto an :-)
    So wie du versuchst das Wort „devot“ dem allgemeinen Definitionswahn zu entreißen, kann das meiner Meinung nach nicht klappen.
    Dazu müsste man Menschen ja ausschließlich auf eine Neigung, bzw. Charaktereigenschaft reduzieren können.
    Nur wird sich kaum jemand als ausschließlich devot bezeichnen wollen. Die allermeisten geben ja doch bereits im Profil schon Hinweise auf weitere Eigenschaften, die sich rund um das devot-sein ergeben und die Möglichkeiten damit einschränken, bzw. erweitern.
    Als da wären: hetero-homo- oder bisexuell und mono- oder polygam.
    Und dann bleiben noch die Optionen auf nur devot, devot-masochistisch und die Varianten der Switcher.
    Der Faden ließe sich jetzt noch ins Unendliche weiterspinnen.
    Man kann devot und:
    doof, intelligent, willenlos, gehemmt, zeigefreudig, eigenständig, wahllos, arrogant, aktiv, passiv, entspannt, neugierig, kreativ, zickig oder renitent sein.
    Aber nichts davon schließt das devot sein an sich aus, weil niemand ausschließlich devot ist.
    Selbst die, die immer brav, immer dienend, nie widersprechend, ohne eigenes Selbstbewusstsein unabhängig vom Partner sind, sind nicht bloß devot.
    Und sogar wenn Top nicht brav an jedem Wochenende den Wunschzettel abarbeitet könnte, rein theoretisch, zumindest bei einigen, noch die Möglichkeit der Zufriedenheit im devoten Sein verbleiben, allein aus der Freude am Dienen und Verwöhnen, egal aus welcher Motivation heraus. Gerade weil man eben nicht nur devot ist, sondern auch noch ganz viel anderes und alles seinen Platz und seine Zeit findet.
    Nur weil niemand nur devot ist muss man doch nicht gleich den Begriff an sich in die Tonne treten.

  5. trotziger Stolz: ich habe gar nicht daran gedacht, dass jeman NUR devot ohne alle anderen Eigenschaften sein könnte! Sondern nur darauf geschaut, was an Motiven und Wünschen oft genug dahinter steht, wenn man sich mit dem Szene-Begriff „devot“ beschreibt.

    Auch ich hab ab und an Bock auf „dienen und verwöhnen“ – das aber war schon immer so und ich hätte es nie zu BDSM gezählt oder auch nur als schränge Neigung angesehen. Wogegen meine Fantasien rund um einige der oben augezählten Punkte kreisten – und im Internet lernte ich: DAS nennt man also „devot“.

    Und noch etwas: wenn ich jemanden explizit verwöhne, fühle ich mich mehr auf der dominanten Seite: er gnießt und gibt sich mir hin, wogegen ich die Aktive bin und „Herrin seiner Lust“.

    Aber vermutlich seh ich das alles einfach schon wieder viel zu normal.. :-)

  6. Du hast noch die Erniedrigung vergessen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Vanillas gibt, die, seien sie noch so verliebt, sich gern demütigen lassen. Einige, die sich als „devot“ bezeichnen, genießen jedoch genau das und nicht nur, weil sie ihrem Herrn/Meister/Spielpartner damit eine Freude machen.
    Der Begriff „devot“ ist einfach so weitläufig – vielleicht aber auch weitläufig geworden?
    Außerdem sehe ich mich einerseits als devot, andereseits bin ich Switcherin. Devot ist bei mir keine Charaktereigenschaft, sondern eine Haltung, die ich im Spiel entwickele, mal stärker, mal schwächer.

    Wo ich dir aber zustimme, ist dass sich viele als devot bezeichnen und es lieben unterdrückt zu werden, aber eigentlich nur Wunschzettelsubs sind.

  7. Eine für mich sehr schöne und gleichzeitig erkenntnisreiche Defintion. Ich sehe mich jetzt mit anderen – verständnisvolleren – Augen.

    Danke dafür.

  8. Pingback: Clus Best-of-Artikel für SM-Interessierte | In den Schattenwelten – Clus BDSM-Blog

  9. Hallo bin eine Männliche Homohure die nur auf Männer steht möchte vergewaltigt werden meine vergewaltigung sollte tabluos durchgeführt werden

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