SM-Klischees

Wie halten wir es eigentlich mit den vielerlei BDSM-Klischees? Muss Sub immer in HHH (Highheels, Halsband, Halterlose) eingekleidet sein, wogegen Top nur in schwarzer Lederhose „dommig“ genug wirkt? Werden „Sklavenhaltungen“ nicht im Dauergebrauch öd? Und wie oft soll sich eine Sub von der Forderung, „nichts drunter“ zu tragen, beeindrucken lassen?

Manchmal finde ich es schon fast komisch, wenn BDSMler gar nicht merken, wenn sie im „Formen nachempfinden“ in eine Richtung abfahren, die dem ursprünglichen Kink geradezu entgegen gesetzt ist.

Beispiel 1:

Zu Zeiten, als die Geschichte der O entstand, war das (im Buch beschriebene) Möse-Rasieren bei der Sklavin eine DEMÜTIGUNG: Anständige Frauen rasierten sich damals NICHT die Scham, das war eine Kennzeichnung als Hure und Gefallene.
HEUTE gehört die rasierte Scham zum guten Ton, in der Szene und darüber hinaus. Nun wird Kritik laut, wenn noch irgendwo Haare oder Stoppeln stehen. Es ist quasi die Pflicht der „anständigen Frau“ geworden, stets glatt rasiert zu sein – und unter solchen Umständen natürlich nicht mehr dasselbe, wenn „ein Dom das einfordert“!

Aber niemandem fällt es auf. Oder kennt jemand einen Dom, der von seiner „Sklavin“ verlangt, sich ALLE Haare wachsen zu lassen (auch Achseln, ja, ja!!), um sie dann irgendwo „vorzuführen“?? DAS wäre doch HEUTE die entsprechende Demütigung!

Beispiel 2:

„Drunter ohne“ oder „öffentlich nackt“ sind doch angesichts der allseits sexualisierten Warenwelt, die uns umgibt, kein echter Aufreger mehr. Sauna- und FKK-Kultur, Wellness in allen Varianten haben Nacktheit entzaubert. AUFREGER sind im Gegenteil Formen des „Zuviel“-Anziehens: Das Kopftuch zum Beispiel. Und man stelle sich vor, jemand lässt seine Sub eine ganze SM-Party lang eine Burka tragen! Schon mal vorgekommen?

Auf Teufel komm ‚raus alle Klischees zu vermeiden, wird allerdings auch nicht klappen: alle „gängigen“ Elemente von SM- und DS-Ritualen und Sessions sind zigtausendmal beschrieben. Wer sie deshalb nicht verwenden will, wird letztlich wieder „Vanilla“ werden müssen – und das kann es ja auch nicht sein! :-)

4 Kommentare

  1. Wunderschöner Beitrag –
    stell Dir vor es gibt keine Normen mehr – dann wäre BDSM verschwunden, denn es gäbe keine Grenze mehr die Du überschreiten könntest.
    Der „sexuell freie“ Smler kann über die „starre Sexualität“ des Vanilla nur lächeln … dabei verdankt er seine „Freiheit“ ausschliesslich den sexuellen Normen des Bürgertums. Anstatt den Spiessbürger zu verachten, sollte man ihm also jeden Morgen eine Kerze weihen… ein hoch auf die Kirche mit Ihrer Moral!

    Doppelt pervertiert sind SM-Regeln…: sind alle Grenzen gefallen müssen eben neue her. Nur warum eigentlich muss ständig ein neuer Horizont angepeilt werden? Sind wir nie mit dem zufrieden, was wir schon erreicht haben?

    Begriff von Reinhardt Mey: (Bürgersänger von vorgestern) :
    „die nonkonformen Konformisten“…. diese Bezeichnung stammt aus der Zeit der sexuellen Befreiung (70er), siehe: die Ebenen haben sich nur verschoben!

  2. Ist BDSM für dich nur Grenzüberschreitung? Dein erster Satz lässt es vermuten.

    Für mich sieht es so aus, dass gerade die Kinks, die sich aus gesellschaftlichen Tabus, Dos und Donts ableiten, am schnellsten verblassen. Zudem ist ja die Erziehung lange schon nicht mehr so repressiv in Sachen Sexualität: da staut sich erst gar nicht mehr so viel Scham und Schuldgefühl auf, dass sich ne ordentliche eurose entwickeln könnte. (Ich denke, DESHALB gibt es heute so viele sogenannte „Mode-SMler“, die es eben nur als kreative Variante, nicht aus Getriebenheit erfahren).

    Masochisten trifft dein Satz auch nicht: da geht es um sehr persönliche Grenzen, die von der Gesellschaft recht unabhängig sind.

  3. Klischees sind zum einen ein schöner Steinbruch: Da liegt ein Haufen Bausteine herum, die man sich spielerisch aneignen und neu interpretieren kann – meistenteils quer zur „typischen“, immanent geforderten Szenebedeutung. Zum anderen sind es tradierte Regeln, die andere (Wer? Wie? Warum?) aufgestellt haben, und die man nicht im Rahmen einer shrink wrap license akzeptieren muss.

    Ich bin kein Anhänger des Einzig Wahren BDSM(TM), ich bin nicht Bondager und BDSMer, um mich von Vanillas abzusetzen oder mich für etwas Besseres zu halten, sondern weil mir Spaß macht, was ich tue, und weil es meinen Partnern in Spiel und Beziehung auch Spaß macht – und zum Teufel mit den Regeln der Gesellschaft *UND* der Szene. Ob etwas gerade „in“ ist oder „verrucht“, ist für mich höchst sekundär. Immer nach der Devise „Heute ist Mittwoch, also gibt es Schnitzel“ zu verfahren, wird schnell langweilig. Interessant ist übrigens, wie schnell man auf manchen Partys etc. auffällt, wenn einem der anscheinend nötige sittliche Ernst bei der Ausübung der düsteren Rituale fehlt …

  4. Mir ist erst vor ein paar Monaten klar geworden das das was ich mit meiner Ex gelebt habe mit BDSM zu tun hat . Nach dem nun (wie gesagt Schluss ist) schaue ich mich nach einer neuen Partnerin um …. und ups…. BDSM … ja es ist mir wichtig …. so wichtig das meine Zukünftige es auch leben wollen sollte !

    Klischees sind was für Kleingeister …..und …. ich danke den Leuten hier … die für Freiheit und Aufklärung Zeit und Mühen investieren !

    DANKE

    Ich habe es gelebt … was auch immer es war … weil es mir wichtig war …. ohne je die Geschichte der O gelesen oder gesehen zu haben … auch andere Bücher dieser Colör sind mir fremd …. es ist ein Teil von mir und nur das zählt doch ! Nichts aufgesetztes weil es gerade angesagt ist oder der gleichen !

    Macht weiter so … ich werde noch mehr von euch lesen !
    Lesezeichen ist gesetzt !

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