Story: split-screen

Ich freue mich, diese beeindruckende Szene hier veröffentlichen zu dürfen und danke Trotziger Stolz für den schönen Beitrag! Mehr von der Autorin liest man in ihrem Nachtwaerz-Blog.

* * *

Da war sie wieder, die eigene innerliche Kälte. Manchmal schlich sie sich einfach so an sie, Hand in Hand mit der Ratlosigkeit um das warum.
Das Wollen dessen was ihr so zu eigen war und dies innerliche, trotzige wehren dagegen.
Gespalten, wie zwei in sich, die gegeneinander kämpften.
Die eine, die verzweifelt darum rang endlich zu Boden sinken zu dürfen.
Die andere, die bei jedem Versuch sie dorthin bringen zu wollen die Krallen ausfuhr, böse Worte und Blicke sandte, Gift und Galle spie. An der alles eine Warnung war: Wage es ja nicht! Nicht jetzt und hier.

Er spürte sie wieder deutlich, die Mauer, an der alles abzugleiten schien.
Jedes Wort, jeder Blick, jede Geste wirkten wie stumpfe Geschosse die einfach nicht zu ihr durchdrangen. Egal wie freundlich oder nachdrücklich die Geschütze waren die er auffuhr.
Gut, wenn sie so gar nicht willens war, dann hatte nichts einen Zweck für den Moment.
Später würde sie wollen müssen. Er würde einfach über jeden Widerstand hinwegplanieren, direkt in sie hinein. Die Faust vorstoßen und ihr Inneres greifen und solange daran drehen, zerren und quetschen bis sie nachgab.

Wie ein Gewitter über dem Wasser hing es über ihr. Die Stunden schlichen sich dahin, wie sie beide umeinander schlichen. Jeder war sich dessen unausweichlich bewusst. Früher oder später würden sie die Fronten wieder klären müssen. Solange würde sie durch ihren eigenen Dreck waten, sich schmutzig und unzulänglich fühlen. Aufgerieben, wie mit grobem Sandpapier geschliffen. Die Worte der Umkehr blieben ihr einfach im Halse stecken.

Er wusste um ihre Gewissheit, das sie umkehren könnte, wenn sie könnte, nur konnte sie gerade nicht. Nicht ohne seine Hilfe. Sie verrannte sich geradezu mit jeder Minute mehr in sich. Verstrickt im Irrgarten der eigenen Widerspenstigkeit. Irgendwann würde er ein Flehen in ihrem Blick erkennen, nur für einen kurzen Moment. Dann würde sie schwächeln, wenn er nicht direkt zupackte, um kurz darauf tosend das Tor wieder schließen zu wollen, aber das würde er ihr verwehren. Den Fuß dazwischen stellen und durch diesen Spalt nach ihren Resten greifen.

Wieso tat er nichts? Wieso ließ er sie so ignorant gewähren?
Er wusste doch wie sie um ihrer selbst willen mit dem Kopf gegen die eigenen Mauern schlug. Würde er jetzt in sie sehen wollen, dann könnte er sehen, wie ihr das Blut langsam über die Stirn und die Augen lief, sich ein Rinnsal zu ihrem Mundwinkel bildete und wie sie den Geschmack von Eisen auf der Zunge hatte. Er hätte das verhindern können, der Geschmack des eigenen eisigen Blutes ließ sie noch einen Riegel mehr vorlegen. Niemals würde er heute noch siegen können.

Alles an ihr war Aufruhr und Lärm, um ja nicht überhört zu werden. Türen knallten, Geschirr schepperte, Möbel standen überall im Weg, so dass sie fluchend keine Ecke auslassen konnte. Wenn sie gekonnt hätte würde sie sich wohl würgend in den Stores verheddern. Ihre Wut hinunterwürgen hörte er sie mehrmals, wenn sie ins Bad rannte, aber nichts kam, als nur die Geräusche in ihrer Kehle. Keine Befreiung wurde ihr gewährt.

All das ging über ihre Kräfte, wenn er sie doch nur zwingen würde, jetzt, genau in diesem Moment. Er hätte es ganz leicht, sie wollte wieder bei sich sein, sich von ihm dorthin führen lassen. Sich vor ihn zu stellen, mit einer gestigen Bitte, es wäre so leicht gewesen, gerade jetzt, aber da war der Moment auch schon wieder vorbei. Selbst Schuld, das er ihn nicht wahrgenommen hatte. Er hätte es besser wissen müssen.

Er hatte ihn wahrgenommen, diesen kurzen Moment, Stille.
Sie stand mitten im Raum, hielt inne in ihrem Toben, abwartend, ob er eingreifen würde, sich jetzt einlassen würde.
Zu ihr kommen, in das Auge des Sturms.
Wusste sie doch, wer zu wem zu kommen hatte, hoffte sie trotzdem auf diesen einen Schritt auf sie zu. Vergeblich, er wartete bis sich die Verwirrung wieder anhob und sie gerade wieder zu verschlingen drohte.
Dann würden sich ihrer beider Worte treffen, wie Klingen die Funken sprühten.
Komm her, nein, sofort, niemals, und dann würde er aufstehen und direkt durch sie hindurchgehen.

Es war ihr unmöglich auf ihn zu zugehen, auch oder gerade wegen der Härte in seiner Stimme. Jedes Fitzelchen Freiwilligkeit würde ihr jetzt den Rest Würde nehmen, den sie gerade noch so um sich zusammenraffen konnte, um ihre innerer Hässlichkeit vor sich und ihm zu verbergen.
Das langgezogene Scharren des Stuhls verdeutlichte ihr wie sicher er sich seiner war. Seine lautlosen Schritte und das Bild der schwarzen Socken vor ihrem abgewandten Blick machten es umso schwerer. Ihr war jetzt eher nach schweren Stiefeln, die sie mit einem Tritt in die Ecke fliegen ließen und sich dann siegesgewiss in ihren Nacken stellten. Aber er kam barfuß, unbewaffnet sozusagen.

Viele Möglichkeiten blieben ihm jetzt nicht, auch wenn er langsam auf sie zuging würde er nicht vor ihr halt machen, sondern mitten in sie treten.
Zwei Finger einer Hand legten sich jeweils an die Punkte auf ihrer Schulter an denen es am meisten schmerzte. Sie würde sich winden, aber er würde nicht loslassen, bis der Schmerz sie zu Boden gehen ließ.
Kurz wagte sie es den Blick zu heben, ihm alles entgegen zu schleudern und sein Griff verstärkte sich. Was an anderen Tagen ein Wimmern war kam ihr heute nur schnaubend über die Lippen, bis sie endlich auf dem steinernen Boden angelangt war. Seine Hand wanderte von unten in den Haaransatz im Nacken und machte damit ihre Kehle bloß.
„Ausziehen!“

Mit dem Gleichgewicht kämpfend fuhren ihre Hände an den Ort des Schmerzes in ihrem Genick, mit der logischen Folge das er sich fester in ihr vergriff. Sonst nichts. Wenn sie ihn jetzt ansah würde die Ohrfeige sie vermutlich ein paar Haare kosten. Die Wut knurrte sich durch ihre Kehle nach oben und sie riss sich mit zwei Griffen die Knöpfe von der Bluse, die leise klappernd unter dem Regal verschwanden. Irgendwie befreite sie sich auch unwillig von dem Rest und schleudert ihn quer durch den Raum. Der Schmerz war jetzt egal.

Seine Hand wanderte an die Kehle und er drückte genau an der richtigen Stelle zu um ihren zischenden Widerstand zu ernten. Er zog sie mit beiden Händen auf die Füße und dann auf die Zehenspitzen.
„Und jetzt den Rest!“ Wieder die Hände an seinen und er verstärkte den Druck an ihrer Kehle. Hastig wanderten ihre Hände zum Hosenbund und öffneten was zu öffnen war.

Langsam spürte sie wieder Boden unter den Fußsohlen.
Während sie damit beschäftigt war den Stoff über ihre Hüften nach unten zu streifen ließ er ihre Kehle frei und seine Finger kniffen an anderer Stelle um so fester zu. Fluchtreflexe setzten ein, aber er hielt sie, ganz nah bei sich und im Schmerz. Inzwischen war sie nackt, zumindest äußerlich. Das kneifen seiner Finger fuhr ihr direkt bis in die Schulter. Jetzt war wimmern möglich aber sie war an der Erleichterung vorbeigeschwemmt. Endlich gab er ihre Haare frei, aber nur um sie jetzt mit beiden Händen zu malträtieren. Jeder Versuch der Abwehr würde den Schmerz nur weiter steigern, also blieb nur das aushalten. Ihre Arme hingen nutzlos an ihren Seiten, aus Gewimmer wurde schluchzen.

Sie fuhr gerade alle Schutzschilde herunter, war nicht mehr nur noch äußerlich nackt, sondern entblößte mit den Tränen auch langsam wieder ihr Inneres. Noch ein letzter sich verstärkender Druck seiner Finger, der sie auf die Zehenspitzen steigen ließ, gefolgt von dem befreienden lösen, das noch einmal aufwühlte und sie zum Schutz vor weiterem die Arme heben ließ.
Jetzt würde sie loslassen.

Der letzte Schmerz wie immer der schlimmste. Das verhasste befreien, herbeigesehnt in dem Bewusstsein wie schmerzhaft es ist.
Losgelassen, geschält, wieder ganz bei sich.
Mit sich alleinsein wollen, gleich hier auf dem kalten Boden.
Nur eine Weile noch, ganz klein machen, bleiben.
Und dann einfach nur wieder in seine Nähe kriechen können und warten bis Ruhe sich wieder einfinden kann. Bis alles Getöse zwischen ihnen wieder ausgeatmet ist.

4 Kommentare

  1. Warum macht mir die Geschichte Angst?
    Weil ich gleich empfinde?? Weil der Angst ein Teil meine Ungewißheit ist?
    Ich konnte schreien, so richtig laut…
    Hilfe! Ich verliebte mich in einen Dom und komme mit der Situation nicht klar!!!

  2. DU… deine sprache gleicht meiner. deine kämpfe sind schön anzuschaun. aber die sind ganz anders, gar nich meine. bin eine sub, die eher schwingt als kämpft. aushält, ich schleudre nur ganz selten weg. lass zu … aber sinken, versinken. kann ich auch gut. :) und leiden. lange. bis ER wieder da ist.

    gut, dass du schreibst. und wir es lesen dürfen. WOW!

  3. Wow. Muss erst einmal durchatmen. Beängstigend nah fühlt es sich an…
    Du hast die (deine?) Gefühle und Gedanken so schön beschrieben.
    Danke für dieses Text.

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