Eine perfekte SM-Session?

Die Frage nach der „perfekten Session“ begegnete mir in einem Forum, wobei der Fragende darauf abzielte, wie sich das Bemühen um „technische Perfektion“ wohl auf die Dynamik des Geschehens auswirkt: Ist es nicht recht abturnend, wenn der Aktive sich allzu sehr ums Handwerkliche kümmert?

Ich finde, Perfektion und Dynamik sind keine Gegensätze: erst wenn die Session (oder die Action/Interaktion, für die, die es nicht so nennen wollen) eine Eigendynamik gewinnt, kann sie „perfekt“ werden: einfach einen Plan durchzuspielen ergibt meist keine Sternstunde – und klappt auch nur bei einer sehr sehr passiven Sub.

Perfektion wird offenbar von vielen bloß handwerklich verstanden, andere assoziieren damit Stillstand bzw. das Erreichen eines vorher vorgestellten Ideals, wonach es dann keine Steigerungen mehr geben kann.

Für mich ist „perfekt“ nichts Statisches bzw. fest definiertes. Perfekt ist eine SM-Interaktion dann, wenn sie nicht besser hätte sein können: und zwar nicht angesichts dessen, was sich der Verstand alles an wilden Möglichkeiten und Steigerungen auszudenken vermag, sondern gemessen daran, wie befriedigt die Beteiligten danach sind: körperlich, geistig und in den Gefühlen.

Versackt eine Session im allzu Technischen, kommen Gefühl und Geist zu kurz – das wird also nicht als „perfekt“ empfunden werden. Bosselt z.B. Top ewig lange an einer Bondage, die er noch nicht richtig beherrscht, fühlt sich Sub alsbald unbeachtet, da Tops Aufmerksamkeit dem richtigen Knoten gilt und nicht ihr, bzw. dem, was er ihr mittels der Seile „antun“ will.

Dieses Gefühl macht die Szene zumindest für Sub „unperfekt“ – und auch Top fühlt sich vermutlich nicht gerade als Champion, wenn er bemerkt, dass das Fesselvorhaben nicht ganz so einfach umzusetzen ist wie gedacht. Top hat nun allerdings MEHR Möglichkeiten, den Verlauf ins Positive zu wenden, als nur endlich mal das „Handwerkliche“ zu optimieren (was natürlich immer zu wünschen ist!).

Er kann die Probleme mit dem technischen Handling nämlich auch PSYCHISCH ausgleichen, indem er während des vielleicht noch etwas hingestümperten „Seil-Ikebanas“ mit Sub so kommuniziert, dass sie sein „unperfektes“ Rumseilen als demütigende Zumutung empfinden oder sich ihrer Ungeduld/Geilheit/Schmerzgeilheit schämen muss. Ein guter Top dominiert die Situation, indem er eine EIGENE INTERPRETATION des Geschehens durchdrückt, die Sub trotz seiner handwerklichen Defizite alt aussehen lässt – und schon ist alles wieder stimmig!

Wird keine der Ebenen (Körper, Geist, Gefühl) vernachlässigt, stehen die Chancen gut, dass die Beteiligten eine subjektiv „perfekte Session“ erleben, auch wenn Top dies oder jenes NICHT durchweg meisterlich im Griff hatte.

4 Kommentare

  1. Guter Text. Den schreibe ich mir mal hinter die Ohren. Da ich noch neu (Blutiger Anfänger) im Bereich BDSM (als Top) bin, verfalle ich doch sehr schnell in den bereich der „Perfektion“ und erwische mich auch sehr oft dabei, das ich mir im Kopf was zurecht lege und wenn meine Partnerin (ja ich sage Partnerin nicht Sub) anders reagiert als ich gedacht habe, vollkommen aus dem Konzept komme und mir es dann auch schwer fällt umzudenken.

    Grüße Uwschutech

  2. Naja. aber was will ich machen wenn ich nur zu hören bekomme: mach einfach. da muss man sich doch im vornherein gedanken machen. jaj ich weis wenn sub einem alles vorkauen muss ist das umcool. aber so den ein oder anderen tip kann man doch geben als anhaltspunkt.

  3. Ach so, du sprichst vom Problem, die Sub zum reden bzw. zur Mitteilung ihrer Fantasien zu bewegen. Das ist ein ANDERES Thema…

    Mailen ist dafür doch ganz gut. Erzählt sie von selber gar nichts? Kannst es doch in Aufgaben packen! :-) Sag ihr, sie soll eine geile Geschichte für dich schreiben… oder schick ihr fünf Bilder und gib ihr auf, die mit Schulnoten zu bewerten (1 = find ich geil, kann ich mir vorstellen…. 6 = NIE! mit mir nicht!).

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