Switchen – Einstellung oder Laune?

In einem großen SM-Forum berichtete eine Frau davon, dass ihr bisher rein dominanter Partner zunehmend submissive Züge und Verhaltensweisen zeigt. Sie selbst ist „Switcherin“, lebt also erotisch sowohl ihre dominante, als auch ihre Sub-Seite – wenn auch bisher nicht beides mit diesem Partner, für den sie ausschließlich „Sub“ ist.

Ich halte das, was hier beschrieben wird, für den natürlichen Prozess der Resonanz. Man entwickelt sich tendenziell komplementär, was genau so weit geht, wie es der Einzelne zulässt bzw. zulassen kann.

Das wiederum ist u.a. vom Selbstbild abhängig, das das Switchen behindern oder befördern kann. Wer meint, er müsse z.B. „immer Dom“ sein, um als solcher respektiert zu werden und das nötige Charisma entfalten zu können, wird eher wenig experimentierfreudig sein – obwohl natürlich auch in ihm eine Sub-Seite existiert.

MEIN Menschenbild sieht so aus: Jede/r ist das Ganze, jede/r trägt beide Seiten in sich – Seiten, die eigentlich eher Pole einer Spannweite des Erlebens und Fühlens sind, zwischen denen man sich bewegen kann.

Diese Bewegung ist bei voneinander faszinierten Partnern ein Tanz für zwei: mein submissives Verhalten lockt seine Dominanz hervor, trete ich ihm dominant näher, zeigt er mir seine „subbige“ Seite – wenn es grad passt, kann auch sein, er ist gerade eher dominant drauf, dann kämpfen wir ein bisschen, bis es sich entscheidet. Ein tolles Spiel um die Macht!

In einer Partnerschaft mit einem Switcher vermittelt sich dem Rollenstabilen dessen „andere Seite“ auch dann, wenn noch gar nicht explizit gewechselt wird. Allein, dass der Switcher um die andere Seite aus eigenem Erleben WEISS (und der Partner weiß, dass er weiß!), ändert die psychische Lage zwischen beiden. Das Kopfkino der von beiden zu Beginn praktizierten (eigentlich „fest“ gedachten) Rollenkonstellation ist nicht das EINZIG mögliche im gemeinsamen Bewusstsein des Paares – mann stellt sich schon mal vor, wie Subby so als Dommé ist…

Switchen ist für mich nicht Einstellung oder Laune, sondern das, was geschieht, wenn man in einer Partnerschaft irgendwann loslässt, keine Meinung mehr darüber pflegt, wie und was man gerade sein sollte, sondern einfach zulässt, was ist, was gerade werden will.

Es ist dann nicht schwer, zu bemerken: ALLE Gefühle wollen gelebt und gespürt werden, nicht nur das jeweilige Spektrum der einen oder anderen Seiten. Wir streben nach Ausgleich, wenn wir in ein Extrem, eine Einseitigkeit tief hinein gegangen sind – dann wirkt das andere verführerisch und reizvoll.

Find ich jedenfalls ganz „normal“.

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